Noch nicht allzu lange ist es her, dass sich der Durchschnittsbürger unter einem E-Auto maximal ein Golf-Cart vorstellen konnte. Die Mobilitätsbranche war dominiert von traditionsreichen Verbrenner-Manufakturen, die über andere Antriebsarten selbstredend gar nicht erst nachdachten.
Doch diese Zeiten sind bekanntlich vorbei. Spätestens seit 2003, als mit Tesla der bislang erfolgreichste E-Auto-Hersteller das Licht der Welt erblickte, spielen die rein elektrisch angetriebenen Fahrzeuge eine immer größere Rolle in unserer Fortbewegung.
Interessanterweise haben sie dabei weit mehr verändert als nur den Antrieb – und genau diese Veränderungen, gute wie schlechte, wollen wir in diesem Beitrag beleuchten. Außerdem gehen wir auf die Rolle der Solarenergie ein, die eng mit dem Erfolg der E-Autos verknüpft ist.
Smarte Autos
Mit Tesla kam nicht nur der Elektromotor, sondern eine komplett neue Interpretation des Automobil-Begriffs. Autos wurden, mit großen Displays und starken Computern ausgestattet, rasch zum „Smartphone auf Rädern“. Nicht mehr das Fahrerlebnis, sondern Entertainment und Konnektivität standen im Vordergrund.
Plötzlich konnte man sein Fahrzeug über eine Handy-App bedienen, im Auto waren Netflix, Spotify und Mini-Spiele verfügbar. Alles komfortabel möglich durch den dank Batterie im Überfluss vorhandenen Strom und die vergleichsweise einfache Steuerung eines Elektromotors.
Auch wenn Verbrenner diesen Trend schnell mitgingen und die Digitalisierung des Automobils sicher nicht nur Vorteile hat, ist sie ein Kind der Elektromobilität. Und das macht bei näherer Betrachtung auch Sinn: Wer nicht mehr über komplex konstruierte oder besonders kultivierte Motoren für sein Produkt werben kann, der muss sich eben etwas Neues einfallen lassen.

Völlig neue Infrastruktur
Dieses „sich etwas Neues einfallen lassen“ geht im Falle der E-Mobilität auch über das Auto selbst hinaus. Es stellt sich die Frage: Wie bekommt man den Strom ins Auto? Die Antwort: Prinzipiell einfach an jeder Steckdose – ein enormer Vorteil gegenüber Verbrennern. Doch das reicht nicht.
Also wurde das Prinzip Ladesäule entwickelt und das zu Verbrenner-Hochzeiten scheinbar zur Perfektion ausgebaute Prinzip Tankstelle über den Haufen geworfen. Worte wie „Blockiergebühren“ und Einheiten wie „Cent pro kWh“ hielten Einzug in unseren Sprachgebrauch, Säulen wurden plötzlich mit Eigenschaften wie der Ladegeschwindigkeit beworben.
Mittlerweile ist das elektrische Ladenetz in vielen Ländern gut ausgebaut. Leider wurde dabei bisher einer der positiven Aspekte des Prinzips Tankstelle vergessen: Anders als die Benzin-Stationen ist ein Großteil der Ladeinfrastruktur in den Händen weniger Betreiber konzentriert, was für wenig Konkurrenzkampf sorgt. Dass sich das in Zukunft ändert, ist allerdings nicht unmöglich – gerade dann, wenn dank immer zahlreicher verfügbaren Wallboxen und wachsenden Solarstrom-Installationen mehr Fahrer zuhause effektiv laden können.

Solarenergie: Der beste Freund des E-Autos
Und genau das ist der springende Punkt: Elektroautos lassen sich ganz bequem in den eigenen vier Wänden laden. Schon eine „einfache“ Wallbox reicht dafür aus, noch besser ist aber natürlich eine Solaranlage. Mobilität dank eigens produziertem Strom, ohne Tankstellen, Energiekonzerne oder sonstige Mittelsmänner – mit einem Verbrenner unmöglich.
Bei diesem Level an Autarkie vergisst man dann schnell, dass die Möglichkeit, jeden Morgen ein vollgeladenes Auto zu haben, ja an sich selbst schon ein zuvor ungekannter Komfort ist.
Auch finanziell lohnt sich das Ganze: Wenn gesparte Ladekosten in eine Solar-Kalkulation aufgenommen werden können, amortisieren sich die Anschaffungskosten für eine Photovoltaikanlage wesentlich schneller, als wenn „nur“ der allgemeine Strombedarf berücksichtigt wird. Doch nun zurück zu den Autos.
Ungekannte Leistungsdaten
Es hat etwas gedauert, bis Elektroautos sich vom Image des langsam-langweiligen Golf-Carts lösen konnten. Dann jedoch ging es in Sachen Performance Schlag auf Schlag, heute ist elektrische Power das Maß aller Dinge. Um eine fünfsitzige Familien-Limousine abzuhängen, um einmal das Tesla Model S Plaid als Beispiel heranzuziehen, braucht es schon die stärksten Sportwagen, die die Verbrenner-Welt (oft für mehrere Millionen Euro) zu bieten hat.
Das hätte es noch vor einigen Jahren nicht einmal in den kühnsten Träumen gegeben; es ist in etwa so, als ob ein alter VW Passat plötzlich einem Porsche davonfährt – und zwar deutlich.
Nachhaltigkeit als Kernbotschaft
Doch weg von der Performance und hin zum Kernwesen der E-Mobilität: Nachhaltigkeit. Mit dem Advent der Elektroautos richtete sich auch der Fokus von Politik und Gesellschaft zunehmend auf dieses Thema. Ähnlich wie beim Huhn und dem Ei ist es zwar schwierig zu sagen, was zuerst da war; welche Entwicklung durch die andere bedingt oder beeinflusst wurde, doch Fakt ist, das seither Nachhaltigkeit auch in der Mobilität das bestimmende Thema ist.
Für jeden Hauseigentümer geht die Anschaffung eines Elektroautos mit der deutlichen Attraktivitätssteigerung einer Solaranlage einher, jeder E-Fahrer ist ein Fahrer, der sich mit dem Thema „sparsames Fahren“ zumindest auseinandersetzt.
Politik und Gesellschaft beschäftigen sich auch dank des E-Autos intensiv mit Fragen wie „Wie wird eigentlich unser Strom erzeugt?“, „Können wir Ressourcen wie seltene Erden nachhaltiger beschaffen?“, „Wie stabil sind unsere Stromnetze?“ oder auch „Können wir vielleicht auch andere Fortbewegungsmittel elektrifizieren?“
All das sind Aspekte, die wichtig sind für eine nachhaltige Zukunft, innerhalb und außerhalb des Themas Mobilität. Sie alle wurden aber maßgeblich durch die steigende Popularität von E-Autos beeinflusst, und die Liste ließe sich sicher nach Belieben verlängern.

Auto als dezentrale Stromquelle – Zukunftsmusik?
Zum Schluss noch ein kleiner Ausblick in die Zukunft: Wer Strom in eine Batterie speist, kann ihn auch wieder entnehmen und gewinnbringend verarbeiten – das ist einer der Vorteile elektrischer Energie. Genau dieses Prinzip macht sich eine Technik zunutze, die unter den Schlagwörtern „bidirektionales Laden“ und „V2X“ in den letzten Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen hat und den Mobilitäts-Begriff revolutionieren wird.
Im Kern geht es um E-Autos, die mit ihren Batterien externe Verbraucher (z. B. Kühlschränke im Auto) oder gleich ganze Häuser versorgen können oder den Strom sogar zu günstigen Zeitpunkten ins Netz zurück speisen. Das wiederum macht auch Solarkonzepte nochmals attraktiver, da das Auto einen Teil der teuren Pufferspeicher ersetzen kann.
Über 100 Jahre nach seiner Erfindung wird das Kfz so vom reinen Fortbewegungsmittel zum Stromspeicher, Netzstabilisator und Autarkie-Garanten. Nicht schlecht für ein bisschen Stahl auf Rädern – diese Zukunft kann gerne kommen.
Artikel verfasst von Louis Mayer, Redaktion von Teslabs